Ein Überblick über Aufwand und Lernprozessbegleitung verschiedener E-Learning-Formate
Die digitale Schulung und Qualifizierung von Mitarbeiter:innen ist ein anspruchsvolles Unterfangen, das einiges an Vorbereitungszeit und Aufwand für die Lernprozessbegleitung bedarf. Wenn Sie auch gerade vor der Herausforderung stehen, in möglichst kurzer Zeit ein Online-Training konzipieren und ausliefern zu müssen, kann Ihnen dieser Artikel mit nachfolgendem Schaubild bei der Antwort auf die Frage helfen, was Sie kurzfristig auf die Beine stellen können.
Bei allen Überlegungen ist die Voraussetzung stets, dass es sich um qualitativ hochwertigen E-Learning-Content handelt. Bevor Sie sich auf ein Format festlegen, sollten Sie sich überlegen, wie viel Aufwand im Vorfeld erfolgen soll und wie intensiv Sie die Teilnehmenden beim Lernen begleiten möchten. E-Learning-Formate wie Web Based Trainings, Micro- Learnings und Mobile-Learning-Einheiten benötigen einen höheren Vorbereitungsaufwand als zum Beispiel Webinare oder Online-Workshops. Einmal erstellt kommen WBTs jedoch ohne Lernprozessbegleitung aus, da die Lernenden zeit- und ortsunabhängig darauf zugreifen können und für sich allein lernen. Auch Screencasts und Videolektionen werden in der Regel einmalig produziert und dann an die Lerner:innen ausgespielt – Sie als Autor:in/Trainer:in müssen die Lernenden auch hier nicht mehr beim Lernen begleiten.
Was ist der Unterschied zwischen einem Online-Kurs und einem WBT?
Ein Online-Kurs ist in der Regel ein begleiteter Kurs, in dem sich die Lernenden Lerninhalte über einen festgelegten Zeitraum (mehrere Tage bis Wochen) aneignen und dabei nicht auf sich alleine gestellt sind, sondern von einem Trainer oder einer Tutorin begleitet werden. Ein Online-Kurs besteht meist aus einem Curriculum oder Lehrplan, der in mehrere Lerneinheiten unterteilt ist. Die Teilnehmenden sollen ein Lernziel erreichen (meist die Vertiefung eines bestimmten Themas) und erhalten Folien, PDFs, Videos, Artikel, Links und weiterführende Informationen dazu. Ein Online-Kurs kann auch nur über E-Mail stattfinden, meist wird jedoch ein Learning Management System benutzt, das alle Ressourcen an einem Ort bündelt und die Vernetzung und den Austausch untereinander ermöglicht. Hier ist die Produktion eines eigenständigen Lernprogramms wie z.B. ein WBT zwar nicht nötig, dennoch müssen die Lernmaterialien im Vorfeld erstellt werden – der Vorbereitungsaufwand ist hier gering bis mittel.
Ein Web Based Training bzw. WBT ist ein multimediales Lernprogramm, das in einem Autorentool erstellt wurde. Meist wird es via Browser genutzt und über SCORM in das LMS der Organisation oder des Unternehmens integriert wird. Wenn eine große Anzahl von Mitarbeiter:innen zu einem Thema geschult werden muss, ist dieses Format sehr beliebt, da die Nutzung auf jeder SCORM-fähigen Lernplattform und damit der Investitionsschutz gegeben ist und die E-Learning-Inhalte stets ohne großen Aufwand aktualisiert werden können.
Übersicht über Aufwand und Skalierbarkeit verschiedener E-Learning-Formate
Format | Vorbereitungs- aufwand | Aufwand für die Lernprozess-begleitung | Skalierbarkeit |
---|---|---|---|
Webinar Virtual Classroom Online-Workshop | gering | hoch | gering |
WBT Micro-Learning Mobile Learning | hoch | gering | sehr hoch |
Screencast (Software-) Tutorials | mittel–hoch | gering | sehr hoch |
Videolektion, Erklärvideo | mittel–hoch | gering | sehr hoch |
Lernspiele, Simulation | hoch | gering | hoch |
Webinarkonserve | gering | gering | hoch |
Online-Kurs mit Tutor/Trainerin | gering-mittel (kein WBT nötig, aber Materialien zur Vorbereitung) | mittel–hoch | gering–mittel |
Lernbot mit KI | hoch | gering | hoch |
Virtual Classroom vs. Webinar
Immer mehr Schulungsanbieter setzen auf Virtual Classroom Trainings, die auf Grund der begrenzten Teilnehmeranzahl und der hohen Interaktionsmöglichkeiten einem Präsenztraining sehr nahekommen. Ein gut konzipiertes Virtual Classroom Training sorgt bei allen Beteiligten für positive Lernerfahrungen und bietet den Trainer:innen die Möglichkeit, Tools zum Brainstorming, Whiteboards, Applicaton Sharing etc. zu benutzen. Virtual Classrooms werden häufig mit Webinaren gleichgesetzt: Sie unterscheiden sich jedoch in Bezug auf Interaktion, Teilnehmeranzahl und Feedback. Gängige Webinare sind meist frontal, die Moderatoren präsentieren häufig Vortrags-Folien und die Interaktion beschränkt sich auf Chats und Umfragetools. Gemeinsam ist beiden Formaten der geringe Vorbereitungsaufwand und der hohe Aufwand in der Lernprozessbegleitung.
Skalierbarkeit von E-Learning-Formaten – Standardisierung nur bei bestimmten Formaten
Die letzte Spalte der Tabelle zeigt Ihnen ein weiteres, wichtiges Entscheidungskriterium: Wie skalierbar soll das Training sein? Webinare, Virtual Classrooms und Online-Kurse sind vielleicht weniger aufwändig in der Erstellung als ein WBT, doch sind sie immer an die Person des Trainers oder der Moderatorin gekoppelt und außerdem zeitabhängig (synchrones Lernen). Zudem steigen der Aufwand für Vorbereitung und Lernprozessbegleitung proportional zur Anzahl der Teilnehmer:innen. Digitale Lernassistenten wie Lernbots, WBTs und Lernspiele zum Beispiel sind dagegen hoch skalierbar. Auch Videolektionen und Erklärfilme lassen sich einfach standardisieren und nach der Erstellung einer hohen Teilnehmeranzahl zur Verfügung stellen.
Fazit: Bevor Sie mit der Konzeption eines Online-Trainings beginnen, lohnt es sich, die einzelnen Formate auf Vorbereitungsaufwand, Aufwand für die Lernprozessbegleitung und Skalierbarkeit zu betrachten. Was anfangs recht einfach in der Erstellung anmutet, stellt sich im Nachgang als betreuungsintensiv heraus. Hingegen kann ein hoch skalierbares Produkt wie ein WBT oder ein Erklärfilm nicht die gleichen Lernerfahrungen und Interaktionen bieten wie z.B. ein Virtual Classroom oder ein Online-Kurs.